Marina Marstal

Törnbericht Westliche Ostsee

Wir sind am Samstag in Heiligenhafen angekommen und haben die Delphia 40.3 Thats Life übernommen. Wie gewohnt bei Yachtcharter Fehmarn ist die Dame in einem außerordentlich gutem Zustand. Die Inventarliste ist lang und es gibt einiges zu besprechen. Nach der Übernahme werden die Kojen belegt und ein paar von uns beginnen mit dem Bunkern. Der Abend beginnt mit einer detaillierten Törnplanung, Wetteranalyse und der Planung für den nächsten Tag.

Co-Skipper Patrick bei der Planung
Co-Skipper Patrick bei der Planung

Am nächsten Tag legen wir um 0900 ab und haben uns für Bagenkop entschieden. Der beginnt mit wenig Regen, der aber unablässig auf uns niedergeht. Es ist nicht kalt und es weht Wind – Leinen los! – Die Fahrt ist schön, die Segel gut getrimmt. Wir habe eine Welle von 1,0-2,0m und dem Neuling unter uns überkommt etwas Seekrankheit. Es ist alles beherrschbar und bis auf die Dauernässe werden wir von einem guten Segeltag belohnt. Die Marina Bagenkop ist gut geschützt und so beruhigt sich alles spontan bei erreichen des Vorhafens, in dem wir ein paar Kreise drehen, um Festmacher und Fender in Ruhe vorzubereiten. Beim Anlegen haben wir Glück und können uns eine von den großen Boxen sichern.

Es gibt nicht viel in Bagenkop. Bei Familien ist es ein beliebter Ferienort mit hübschen Ferienhäusern. Es ist eher eine Marina für Selbstversorger. Der Supermarkt ist gut zu erreichen und bietet eine gute Auswahl. Es gibt eine Menge Grillplätze und einen schönen Badestrand. Der Imbiß ist eher für den Notfall. Da wir aber auch Vegetatier an Bord haben, entscheiden wir uns für das Kochen an Bord und werden am Abend bei einer Flasche Bier mit einem schönen Ausblick belohnt.

Der nächste Tag soll etwas für die Seele sein. Wir planen nur einen kurzen Schlag nach Marstal. Die Bedingungen sind toll und wir überlegen, direkt nach dem Ablegen die Segel bereits im Vorhafen zu setzen. So schnell wie möglich den Motor aus. Mit einer frisch gewürfelten Crew erfordert das etwas Zeit. Wir setzen uns also zusammen und besprechen das gesamte Manöver bis zur Ansteuerungstonne. Jeder kennt nun seine Aufgabe und da wir noch abgewartet haben, bis der stärkere Wind nachgelassen hat, haben wir genug Zeit, um auch den neuen Seglern in Ruhe alles zu zeigen. Es soll ja auch ein Törn zum Mitmachen sein.

Das Ablegen klappt ruhig und vorbildlich, bis zum Vorhafen sind bereits alle Fender und Festmacher verstaut und jeder ist auf seiner Position. Im Vorhafen gehen wir in den Wind und schon ist auch das Großsegeln oben. Wir sind stolz aufeinander und machen uns ohne Motor zufrieden auf den Weg raus aus dem Hafen.

Bereits nach wenigen Stunden wären wir in Marstal angekommen und so planen wir ein paar Manöver zu üben:

  1. Wende einhand
  2. klassisches MOB Manöver
  3. Reach-Tack-Reach als Mensch-über-Bord Manöver.

Die Zeit vergeht wie im Fluge und wir haben die doppelte Entfernung nach Marstal gebraucht, weil uns die Manöver so viel Spaß gemacht haben und die Bedingungen einfach nur klasse waren. Aber es kommt Hunger auf und so machen wir uns auf den Weg.

Der Wind für den kommenden Tag soll für uns günstig aus westlicher Richtung kommen. Als überlegen wir, am kommenden Tag nach Sonderborg zu fahren. Das Ablegen klappt gut und der Wind ist wie angekündigt. Die Ausfaht aus Marstal entpuppt sich als tückisch. direkt nach der Hafenausfahrt sollte mach sich sofort nach Steuerbord halten. Voraus wird das Wasser für unsere Yacht zu flach. Gerade rechtzeitig kommt der Hinweis – wir passen alle aufeinander auf – das ist toll.

Der Wind dreht permanent aber wir haben eine gute Idee für das Kreuzen. Wir halten einige Seemeilen auf die Schlei zu, da der Wind später von NW auf W drehen soll und kreuzen dann nach Sonderborg auf. So der Plan. Leider plant der Wind an diesem Tag etwas ganz anders, als die Prognosen es gesehen haben. Nach einigen Versuchen, ausreichend Höhe zu machen und trotzdem nicht in die Nachtfahrt zu kommen, brechen wir ab und wechseln den Zielhafen. Maasholm in der Schlei ist auch schön und immer einen Abstecher wert.

Maasholm liegt in der Schleimündung direkt hinter der Lotseninsel. Mit einem Tiefgang von 2 Metern läßt es sich auch gut Ankern und wer dann ein Dingi dabei hat, dem kann man das Restaurant Schleieck (NW Marina) wärmstens empfehlen, zumal es dort auch gute Küche für Vegetarie gibt. Ansonsten lädt Maasholm zu schönen Spaziergängen oder Baden (im östlichen Teil gibt es einen Badestrand) ein.

Schleimündung
Kartenausschnitt Schleimündung (links Maasholm, rechts Lotseninsel)

Für Ausbildungen von Nachtfahrten ist im Übrigen die Schlei auch sehr zu empfehlen. Bereits nach der Schleimündung geht es mit Richtfeuern für das Einfahren in die Schlei los und bis Kappeln findet man Torfeuer und Sektorenfeuer. Das Quermarkenfeuer an Tonne 24 ist leider nicht mehr vorhanden.

Wir entscheiden uns am nächsten Tag für Eckernförde. Wir müssen am Freitag das Schiff zurückgeben und es wird Wind aus südlicher Richtung erwartet. Für unseren Schlag nach Eckernförder erwarten wir lebhaften Wind aus West mit Schauerböen. Wir müssen in die Bucht einkreuzen und dabei auch das Warngebiet für UBoot Fahrten berücksichtigen. Wir erwarten also anspruchsvolle Meilen und viel Gelegenheit zum üben.

Die Crew hat sich gut eingespielt und auch Seekrankheit ist kein Thema. Wir passen alle sehr gut aufeinander auf und so haben wir auch als Skipper stets ein gutes Gefühl, wenn es mal rauer wird. Lifelines und Strecktau werden immer genutzt und so sollte es sein. Bis zur Bucht verläuft auch alles prima und wir verfolgen aufmerksam die vielen Funkgespräche. Das Schießgebiet Todendorf ist aktiv und es gibt viele, die die BfS nicht verfolgt haben und teilweise auch den Funk nicht abhören. Einige Funksprüche klingen sehr eindringlich und wir fragen uns, wen die Marine gleich aus dem Gebiet schleppt.

Der Wind nimmt zu und auch die Wolken bestätigen die Vorhersage. Wir haben das 2. Reff aber schon eingebunden und erwarten alles was da kommt. An der Kardinalstonne Mittelgru leiten wir die erste Wende ein und die erste Böe ermöglicht uns einen hohen Kurs. Aber es geht auch gut zur Sache und wir haben aber auch alle viel Spaß. Es funktioniert alles gut, alle haben ein sicheres Gefühl. Und so folgt eine Wende auf die andere und diverse Schauer und Böen fordern immer wieder das Gefühl für den Wind und den scharfen Blick auf die Wolken. Es ist auch immer wieder schön, wenn man erkennt, warum man die Theorie gelernt hat.

Am Marineversorgungspunkt angekommen lässt der Wind nach und wir können souverän in einer Box anlegen. Wieder ein erfolgreicher Tag.

Wir treten am Donnerstag den längsten Schlag an. Von Eckernförde nach Heiligenhafen sind es 42sm. Es ist schwacher Wind aus SSO gemeldet. Aber wir bleiben stur, trimmen die Segel und schalten den Autopilot ein. Bis zum Kieler Leuchtturm gibt es nicht viel zu tun und die Fregatten der Marine machen uns freundlich Platz. Das ist Entspannung pur. Wir können die Sonne genießen und gleiten mit 3-4 kn durch die Eckernförder Bucht. Manch einer holt etwas Schlaf in der Kabine nach. Wir Skipper sitzen in der Plicht, halten Ausschau und genießen das Treiben. Ab dem Kieler Leuchttum müssen wir wieder mehr aufpassen, da wir dann ein Fahrwasser passieren, das stark von Großschiffen frequentiert wird, denen wir im gebührenden Abstand ausweichen.

Auch zeigt sich mancher Segler aus Kiel kommend eher unaufmerksam. Es wurde tatsächlich einmal etwas knapper, da der ausweichpflichtige Skipper wohl gerade unter Deck war. Wir haben davon abgesehen ihn anzufunken und wären im Zweifel selbst ausgewichen. Ist ist einfach heute so entspannend.

Ab Kieler Leuchttum ändern wir unseren Kurs in Richtung NO um uns vom Warngebiet Todendorf gut frei zu halten. Da sehen wir auch die Küstenwache und ein Marineschnellboot an den Warntonnen, die unmissverständlich den sehr nahe kommenden Seglern vermitteln, dass es hier nicht weitergeht. Wir schütteln verständnislos den Kopf. Der Funkverkehr nimmt auch gehörig zu.

Nach ca. 12 Stunden kommen wir in Heiligenhafen an. Wir planen am nächsten Tag noch etwas im Fehmarn Belt zu üben und dann erst zu tanken. Genießen den Abend bei einem sehr gutem Essen und ein paar Kartenspielen an Bord.

Leider schläft der Wind am Freitag der Wind vollständig ein. Wir legen ab, tanken, legen an und reinigen das Schiff. Weitere Übungen sind leider nicht mehr drin. Aber das stört uns nicht. Es war eine wundervolle Woche, die ganz anders als geplant verlief. Wir waren eine tolle Crew und alle haben viel gelernt und gesehen. Was bleibt ist nun die Vorfreude auf den nächsten Törn.

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